Außerschulisches
Forschungszentrum

Schorndorfer Nachrichten: 22. Januar 2019 von Hans Pöschko

Die Zertifizierung der Forscherfabrik ist jetzt auch nach außen hin sichtbar und ermöglicht die Anstellung von Lehrkräften

Schorndorf. Dass die Forscherfabrik vom Kultusministerium als „außerschulisches Forschungszentrum“ anerkannt und zertifiziert ist, ist nichts Neues. Und auch nicht, dass deshalb die Anstellung von Lehrkräften gefördert wird. Neu ist, dass die Zertifizierung durch ein entsprechendes Schild jetzt auch nach außen hin dokumentiert wird. Und noch relativ neu ist, dass es in der Forscherfabrik mittlerweile zwei pädagogische Fachkräfte gibt.

Die ganz großen Neuigkeiten heben sich Oberbürgermeister Matthias Klopfer und Museumsleiterin Dr. Andrea Bergler zwar noch bis zum 4. Februar auf, wenn mit geladenen Gästen und 40 Kindern ganz offiziell der erste Geburtstag der Forscherfabrik gefeiert wird. So viel aber durfte beim Pressetermin am Montag, bei dem ein vom CDU-Landtagsabgeordneten und Forscherfabrik-Initiator Claus Paal gestiftetes Hinweisschild auf das „außerschulische Forschungszentrum“ enthüllt wurde, schon mal verraten werden: Mit aktuell 35 000 Besuchern sind die Erwartungen fürs erste Jahr, die bei 21 500 Besuchern lagen, weit übertroffen worden. Allein am vergangenen Wochenende strömten am Samstag 200 und am Sonntag 300 Besucher in die Forscherfabrik, und einigermaßen amüsiert erinnern sich Andrea Bergler und Claus Paal daran, dass ihnen vor Eröffnung der Einrichtung von Experten dazu geraten wurde, am Wochenende nicht zu öffnen, weil da nicht mit Schulklassen und Kindergärten zu rechnen sei. Es spreche für die Qualität der Forscherfabrik, dass er in seinem Umfeld kaum ein Kind und kaum eine Familie kenne, die noch nicht in der Forscherfabrik gewesen seien und die – noch wichtiger – gesagt hätten, dass es bei dem einen Besuch bleiben werde – ganz im Gegenteil. Und deshalb sei er froh, dass die bisher einzige Forscherfabrik in Baden-Württemberg in Schorndorf realisiert worden sei und dass sie sich „außerschulisches Forschungszentrum“ – nicht zu verwechseln mit dem „außerschulischen Lernort“, der alles sei, wo Unterricht stattfinden könne – nennen dürfe.

Dieser Zertifizierung verdankt’s die Forscherfabrik auch, dass vom Kultusministerium die Anstellung von Lehrkräften bis zu einem Gesamtdeputat von 13 Stunden gefördert wird. Neun dieser 13 Stunden deckt die Geradstettener Grundschullehrerin Sabine Neumüller ab, die von Anfang an dabei ist und die sich, wie sie sagt, auf die Stelle beworben hat, weil sie, als es in Geradstetten noch eine Hauptschule gab, schon immer gerne Physik, Chemie und Biologie unterrichtet hat. Bereut hat es die Klassenlehrerin einer vierten Grundschulklasse nicht, dass sie neun ihrer insgesamt 22 Stunden, die sie in Teilzeit als Lehrerin arbeitet, in der Forscherfabrik verbringt. Die Arbeit in der Schule und in der Forscherfabrik befruchteten sich gegenseitig, sagt Sabine Neumüller, die unter anderem die Tüftlerhefte und andere Konzepte entwickelt hat, die es kleinen Forschern noch leichter machen sollen, sich durch die Forscherfabrik zu navigieren, und die ebenfalls am 4. Februar vorgestellt werden sollen.

Digitale Medienpädagogik soll ins Konzept integriert werden

Einen ganz anderen Schwerpunkt hat Christian Biermann, der seit Anfang des Schuljahres 2018/19 regelmäßig ein paar Stunden in der Forscherfabrik als pädagogische Fachkraft arbeitet. Er kommt vom Landesmedienzentrum in Stuttgart und unterrichtet auch an der Pädagogischen Hochschule in Schwäbisch Gmünd. Sein Fachgebiet ist digitale Medienpädagogik, und mit dieser Qualifikation soll er laut Andrea Bergler zunächst einmal eine Konzeption und ein Programm erarbeiten, wie in die bislang ausschließlich analog aufgebaute und ausgestattete Forscherfabrik digitale Einheiten installiert werden könnten. Der nächste Schritt, so Andrea Bergler, wäre dann, dass für den Haushalt 2020 die entsprechende Ausstattung beantragt wird. Vielleicht ist das aber auch gar nicht nötig, weil es Claus Paal, der die Forscherfabrik seinerzeit initiiert hat, gelingt, andere Finanzquellen anzuzapfen. Stiftungen zum Beispiel kämen da infrage, war er sich mit Oberbürgermeister Klopfer einig, der ungeachtet der Gefahr, dass der kommunale Finanzierungsanteil bei der Forscherfabrik in Zukunft ein größerer werden könnte, der Meinung ist, dass Geld, das in der Forscherfabrik angelegt wird, auf Dauer „gut angelegtes Geld“ ist.

Kein Risiko

Ob sich Claus Paal für eine weitere Forscherfabrik im Land starkmacht, das will sich der Abgeordnete noch überlegen.

Dass es sinnvoll und notwendig wäre, weitere solch innovative Experimentierstationen zu installieren und auf diese Weise das naturwissenschaftliche Interesse zu wecken, steht für Paal außer Zweifel.

Ihm gebe der Trend zu denken, dass sich immer mehr – mittlerweile 40 Prozent – der technisch und naturwissenschaftlich orientierten Hochschüler eine Tätigkeit im öffentlichen Dienst vorstellen könnten, sagte Paal und stellte fest: „Das größte Risiko für eine Gesellschaft ist, wenn niemand mehr ein Risiko eingehen will.“

 

Bildnachweis: Gabriel Habermann Pressefoto

Was genau ist die Forscherfabrik?

In der Forscherfabrik Schorndorf kannst du selbst tüfteln und experimentieren. Du kannst Wassertornados erzeugen, Kugeln fliegen lassen und vieles mehr. Die Forscherfabrik Schorndorf ist speziell für Kinder im Alter zwischen 4 und 12 Jahren ausgerichtet, aber selbstverständlich darfst du deine Familie mitbringen. Und: Du kannst mit deiner Schulklasse oder Kindergartengruppe einen Experimentierkurs besuchen.

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