Forscherfabrik:
Das Konzept geht auf

Schorndorfer Nachrichten: 26. Juli 2018 von Mathias Ellwanger

Ein halbes Jahr nach Eröffnung bereits mehr als 21 500 Besucher – Erweiterung des Mitmach-Museums geplant.

 

Schorndorf. Nicht weniger als „überwältigt“ ist Museumsleiterin Andrea Bergler vom Erfolg der Forscherfabrik. Doppelt so viele Besucher wie erwartet sind bislang gekommen, die Kurse nicht selten überbucht und die Rückmeldungen durchweg positiv. Das Mitmach-Konzept, es scheint voll aufzugehen. Noch im Herbst will die Forscherfabrik ihr Angebot deshalb erweitern.

Am Mittwochvormittag ist es ausnahmsweise einmal etwas ruhiger in der Forscherfabrik. Nur ein paar Vorschulkinder beschäftigen sich im Gruppenraum mit dem Thema Licht. Zu der Fragestellung „Wo fängt der Regenbogen an?“ experimentieren sie mit Licht und Farbe und stellen Regenbogenfächer her. Dass nur eine Gruppe am Vormittag gebucht hatte, kam seit der Eröffnung im Februar allerdings so gut wie nie vor – und liegt hauptsächlich daran, dass letzter Schultag und Zeugnisausgabe ist, Schulklassen an einem solchen Tag also wohl kaum einen Kurs buchen.

350 bis 400 Besucher pro Tag sind keine Seltenheit

Viel häufiger war es seit Eröffnung der Forscherfabrik so, dass Kurse überbucht, Gruppen deshalb abgewiesen werden mussten. Gekommen sind Besucher aus der ganzen Region, vor allem aber entlang der S-Bahn-Schiene von Stuttgart bis Schorndorf. Wer einen der begehrten Plätze ergattern wollte, musste sich lange im Voraus anmelden. Aber auch die frei besuchbare Ausstellung konnte sich zeitweise vor Interessenten kaum retten. 350 bis 400 Besucher pro Tag seien keine Seltenheit, sagt Museums-Leiterin Andrea Bergler.

Viele Überstunden hätten ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter deshalb im ersten halben Jahr angehäuft. Um diese zu entlasten, werden in den Sommerferien erst einmal drei Wochen gar keine Kurse angeboten. Dafür gibt es in der letzten Ferienwoche ein viertägiges, offenes Programm für Kinder. Das Angebot ist, wenig überraschend, nahezu ausgebucht.

Als vor vier Jahren die Planung im Gemeinderat vorgelegt wurde, hat die Stadt mit 21 500 Besuchern pro Jahr gerechnet. Diese Zahl wurde jetzt bereits nach der Hälfte der Zeit erreicht. „Ein ausgesprochen großer Erfolg“ ist das für Oberbürgermeister Matthias Klopfer.

Der große Ansturm, das habe er selbst bei einer Hospitation vor einigen Wochen erlebt, bringe aber auch Herausforderungen mit sich: Der Umgang mit Lehrern und Erziehern (denen keineswegs eine Zuschauerrolle zukomme) oder die Spielregeln während des Aufenthalts im Parcours – all das müsse sich bisweilen noch einpendeln. Klopfers Eindruck ist aber, dass das Forscherfabrik-Team mittlerweile gut zusammengefunden habe. „Ohne Frau Bergler hätte das aber nicht funktioniert.“

Das Mitmach-Konzept, es scheint offensichtlich aufzugehen. „Alle Kinder jeden Alters nutzen alle Stationen, nur ein bisschen anders“, sagt Bergler. Und zwar so gut, dass manche Exponate bereits ziemlichem Verschleiß ausgesetzt sind (siehe dazu: Verschleiß). Die angepeilte Zielgruppe (Kinder zwischen vier und zwölf Jahren) fühlt sich jedenfalls angesprochen. „Die Rückmeldungen, die wir bekommen, sind sehr positiv“. Viele kämen mit der Schule und wollten dann noch mal mit den Eltern hin. Auch Erwachsenengruppen, darunter Senioren oder pädagogische Fachkräfte auf Fortbildung, machten zunehmend von dem Angebot Gebrauch. Viel häufiger als erwartet würden zudem Kindergeburtstage in dem Mitmach-Museum abgehalten.

Geplant: neue Themen-Stationen im Stadtpark und auf der Terrasse

Kernstück der Forscherfabrik ist aber das Kursangebot, das an den Lehr- und Bildungsplänen des Landes ausgerichtet ist und vor allem von Schulklassen genutzt wird. Die meisten Gruppen kommen nicht aus Schorndorf, einige sogar aus dem mit Museen reich gesegneten Stuttgart – die bislang am weitesten angereiste sogar aus Sindelfingen. Wenn diese Gruppen in die Daimlerstadt kommen, dann fast immer mit den Zug. Und sehr häufig nutzen sie dann auch gleich den Stadtpark.

Dort soll deshalb im Rahmen der Gartenschau ein „Wissensgarten“ entstehen. Damit will die Forscherfabrik einen weiteren Themenbereich (das Hören und der Klang) erschließen. Noch ist der Garten in der Konzeptionsphase, muss also zusammen mit dem Büro des Gartenschau-Planers Jörg Stötzer erarbeitet werden.

Bereits in der Umsetzung begriffen ist die Erweiterung der Forscherfabrik im hinteren Bereich des Gebäudes, zwischen Q-Galerie und Kesselhaus. Dort wird bis zum Herbst eine durchgängige Terrasse mit sieben Außenstationen entstehen, darunter eine Drehskulptur mit elf Gelenken, ein Wasserstrudel oder ein Spielkaleidoskop. Gefördert wird diese Erweiterung mit Mitteln des Wirtschaftsministeriums.

Auch wenn, wie Berger und Klopfer betonen, erst abgewartet werden muss, wie das Fazit nach einem kompletten Jahr aussieht: Die Potenziale der Forscherfabrik sind offensichtlich noch nicht ausgeschöpft. Und nächstes Jahr ist Gartenschau. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Andrea Bergler dürfen sich also aller Voraussicht nach auf weitere Überstunden einstellen.

Verschleiß

Wegen des großen Besucherandrangs gibt es an zahlreichen Exponaten bereits Verschleißerscheinungen. Zum Beispiel an den Rotorblättern der Windräder (die mittlerweile durch ein biegbareres Material ersetzt wurden) oder den Zahnrädern der Megamaschine, bei denen der Schaumstoff öfter geflickt werden musste.

Gefahr bestehe dadurch aber keine, versichert Museums-Leiterin Andrea Bergler. Alle Exponate, bei denen es sich um Sonderanfertigungen handelt, wurden vom TÜV abgenommen.

Bildnachweis: Ralph Steinemann Pressefoto

Was genau ist die Forscherfabrik?

In der Forscherfabrik Schorndorf kannst du selbst tüfteln und experimentieren. Du kannst Wassertornados erzeugen, Kugeln fliegen lassen und vieles mehr. Die Forscherfabrik Schorndorf ist speziell für Kinder im Alter zwischen 4 und 12 Jahren ausgerichtet, aber selbstverständlich darfst du deine Familie mitbringen. Und: Du kannst mit deiner Schulklasse oder Kindergartengruppe einen Experimentierkurs besuchen.

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