Staub und Baulärm fürs Aha-Erlebnis

Schorndorfer Nachrichten: 14. Juni, von Barbara Pienek.

Projekt- und Museumsleiterin Dr. Andrea Bergler gewährt ein halbes Jahr vor Eröffnung Einblicke in den Umbau

Schorndorf. Noch wird in der Forscherfabrik nicht experimentiert, es wird geschafft. Statt Aha-Erlebnis: Baulärm und jede Menge Staub. Doch Ende des Jahres soll der Satellitenstandort der „experimenta“ Heilbronn in der ehemaligen Technik-Galerie eröffnet werden. Bis dahin muss aber nicht nur der Umbau abgeschlossen sein. Die Experimentierstationen und Kurse müssen auch so funktionieren, dass sie Kinder im Vor- und Grundschulalter für die Naturwissenschaft begeistern.

Forschen macht Spaß – und Arbeit: im Moment vor allem der Schorndorfer Museumsleiterin Dr. Andrea Bergler und ihrem Team. Seitdem die Stadt Ende 2015 mit dem Science-Center „experimenta“ Heilbronn einen Kooperationsvertrag geschlossen hat, sind die Museumsmacherinnen mit Planung und Vorbereitung beschäftigt – und haben nebenher noch eine Ina-Krämer-Ausstellung, eine Fachwerk- und eine Reformationsausstellung ins Stadtmuseum gebracht. Doch mit dem Umbau der ehemaligen Technik-Galerie betritt ja nicht nur die Stadt Neuland, Schorndorf ist in ganz Baden-Württemberg auch die einzige Stadt, die den Zuschlag für eine zertifizierte Außenstelle der Heilbronner Lern- und Erlebniswelt bekommen hat und von dieser jetzt auch beim Aufbau und später im Betrieb unterstützt und beraten wird.

So kommen fünf der insgesamt 46 Exponate auch direkt von der „experimenta“. Die restlichen Stationen baut die Firma Seiwo-Technik aus Drehbach/Sachsen im Auftrag der Stadt, die in den Umbau der Technikgalerie zur Forscherfabrik insgesamt 2,5 Millionen Euro investiert. Das Konzept hat Museumsleiterin Dr. Andrea Bergler entwickelt, die beim Besuch der Baustelle schon jetzt ohne Probleme eine Vision der Forscherfabrik entwickeln kann: Da Gottlieb Daimler so etwas wie der Pate der Schorndorfer Experimentier-Werkstatt ist, werden Besucher beim Betreten des Foyers als Erstes von dessen Motorkutsche empfangen. Im Gegensatz zu den anderen Daimler-Exponaten, mit denen sich die Technik-Galerie leihweise schmückte, kommt die Kutsche nach einer Interimszeit im Stuttgarter Mercedes-Museum wieder zurück nach Schorndorf. Doch viel mehr wird an die Technik-Galerie nicht erinnern: Bereits im vergangenen Jahr wurden Dampfmaschine und Lok abtransportiert. Zeittunnel und Drehscheibe sind ebenfalls weg. Und das Strähle-Flugzeug ist die Stadt ja schon länger los: Nach einem Streit hat Paul Ernst Strähle die umgebaute Halberstadt CI.IV vor sieben Jahren abhängen lassen.

Mit den Händen - Erfahren statt Bildschirmwischen

Und so werden die Besucher von morgen also zunächst in Gottlieb Daimlers Erfinderwerkstatt samt Reitwagen und Werkbank geleitet und können sich dann in den Bewegungsparcours stürzen. Im Eingangsbereich wird es außerdem einen dunklen Raum mit Schattentheater, Zerrspiegeln, Laser-Puzzle und Rotationsscheiben zur Licht- und Schattenwahrnehmung geben. Die Mitte der Erdgeschoss-Fläche wird dem Bereich „Natur und Umwelt“ vorbehalten sein – und Experimenten nach Daimlers Motto „Zu Lande, zu Wasser und in der Luft“: Sinkendes Schiff, Strömungswand, horizontaler Windkanal und Staubsaugerlift stehen zur Auswahl. Wie Fortbewegung funktioniert, das wird dahinter, im Mobilitätsbereich, zu erfahren sein, mit eckigen Rädern, Rollen, Luftkissen und einer Druckluftrakete. Überhaupt, sagt Museumsleiterin Dr. Bergler, ist der Ansatz der Ausstellung „sehr analog“: Die Museumsbesucher werden nicht zum Bildschirmwischen animiert, sondern zum „Lernen mit den Händen“.

Im „Energie“-Bereich liegt der Schwerpunkt auf erneuerbaren Energien und an der hinteren Wand, einst von der Dampfmaschine dominiert, wird es eine große Mobilitätsmaschine geben: mit Zahnradwand, XXL-Hamsterrad, Stromfahrrad und Kurbel. Und dort tauchen natürlich auch die Animationsfiguren Gottlieb und Emma auf, „die die Kinder durch die ganze Ausstellung begleiten“, kündigt Dr. Bergler an und leitet über zum zweiten zentralen Bereich der Forscherfabrik: Im östlichen Zwischengeschoss, zur Walter-Arnold-Brücke hin, entsteht gerade ein großer, gedämmter Kursraum, der Platz für eine ganz Schulklasse bieten wird. Im unteren Zwischengeschoss, wo zu Technik-Galerie-Zeiten die Rangierlok parkte, wird es einen Raum für kleinere Gruppen geben. Außerdem entsteht in Zusammenarbeit mit „genius“, der jungen Wissens-Community von Daimler, eine Zukunftswerkstatt zu den Themen Automobildesign, autonomes Fahren, 3-D-Drucker. „Die Exponate“, sagt Dr. Bergler, „sind schon da.“

Die Experimentierkurse wird die Forscherfabrik weitgehend von der „experimenta“ Heilbronn übernehmen: Kindergartenkinder können sich mit „Farbenzauber“ sowie dem Themenbereich „Schwimmen und Sinken“ beschäftigen, Erst- und Zweitklässler mit „Archimedes Spuren“ und der Welt der Töne, Dritt- und Viertklässler mit Strom, Wind- und Wasserkraft, Fünft- und Sechstklässler mit Stofftrennung und Elektrizität.

Insgesamt, sagt Dr. Andrea Bergler, wird die 1000-Quadratmeter-Fläche „dichter bespielt und die Ebenen intensiver genutzt“. Die Farbe Grün wird eine zentrale Rolle spielen, die Wände werden mit Grafiken geschmückt. Um einen besseren Raumeindruck zu bekommen, bleibt die Galerie zwar bestehen, die Brücke aber ist bereits abgebaut. Für Veranstaltungen bleiben die Sitzstufen erhalten. Im Untergeschoss, das zuletzt als Lager genutzt wurde, zu Zeiten der Eisenmöbelfabrik Arnold Wasch- und Sozialräume beherbergte, werden zusätzliche Besuchertoiletten sowie Arbeits- und Vorbereitungsräume für die Mitarbeiter eingerichtet und eine Werkstatt. Bis Sommer soll der Innenausbau, vom Schorndorfer Architekten Felix Stammler betreut, abgeschlossen sein. Im Herbst werden die Experimentierstationen aufgebaut und die ersten Probeläufe gestartet.

Mit Spaß dabei - Kursleiter und Parcoursbetreuer

Adelheid Dörling, noch Volontärin im Stadtmuseum, wird gemeinsam mit Diplom-Ingenieurin Birgit Ladwein, bekannt von den Science-Lab-Kursen an der Volkshochschule, die Kursleitung in der Forscherfabrik übernehmen. Dazu werden sich Kursassistenten und Parcoursbetreuer um die Nachwuchs-Forscher kümmern, die dort den Spaß an Technik erleben und spielerisch für die sogenannten Mint-Fächer begeistert werden sollen, also für die Bereiche Mathematik, Informatik und Naturwissenschaft. Um schon jetzt die Lust aufs Forschen und Experimentieren zu wecken, wird noch vor den Sommerferien eine von der Schorndorfer Werbeagentur Joussen-Karliczek gestaltete Pre-Website an den Start gehen. Dort sind dann Artikel und Filme von zwölf Kinderreportern zu sehen, die die Fortschritte der Forscherfabrik bis zur Eröffnung dokumentieren. Den Architekten, die Projektleiterin und die Werbeagentur haben sie bereits interviewt.

Bildnachweis: Palmizi/ ZVW

Was genau ist die Forscherfabrik?

In der Forscherfabrik Schorndorf kannst du selbst tüfteln und experimentieren. Du kannst Wassertornados erzeugen, Kugeln fliegen lassen und vieles mehr. Die Forscherfabrik Schorndorf ist speziell für Kinder im Alter zwischen 4 und 12 Jahren ausgerichtet, aber selbstverständlich darfst du deine Familie mitbringen. Und: Du kannst mit deiner Schulklasse oder Kindergartengruppe einen Experimentierkurs besuchen.

Beiträge von Groß und Klein